Ex-3-Sterne-Koch bittet um Verzeihung
Spitzenkoch Christian Jürgens spricht im Exklusiv-Interview mit der Fachzeitung ahgz Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung (dfv Mediengruppe) über seine Rolle als Chef, fragwürdiges Verhalten, seine Krise nach der Freistellung und seine Zukunftspläne.
Jürgens arbeitete ab 2008 als Küchenchef im Restaurant Althoff Seehotel Überfahrt in Rottach-Egern und erhielt dort 2013 seinen dritten Michelin-Stern. Im Interview mit der ahgz sagt Jürgens rückblickend: „Heute weiß ich, dass meine Art, mit Druck umzugehen und auf die Belegschaft zu übertragen, grundfalsch war. Dies über all die Zeit nicht erkannt und entsprechend gegengesteuert zu haben, ist der gröbste Fehler, der mir zu Recht vorgeworfen wird.“ Er deutet damit auf die Vorwürfe des Machtmissbrauchs und der Schikane hin, die 2023 öffentlich wurden. Darauf folgten die Freistellung und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen, die nach kurzer Zeit eingestellt wurden.
„Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unter meiner damaligen Art und Weise gelitten haben, möchte ich um Verzeihung bitten, auch in dem Bewusstsein, dass mir diese nicht alle gewähren können“, sagt Jürgens.
Er sei seiner Verantwortung als Führungskraft nicht gerecht geworden, so Jürgens gegenüber der ahgz. Mit dem nötigen Abstand habe er Demut entwickelt. Die Ereignisse hätten ihm dabei geholfen, sich und seine Arbeitsweise zu hinterfragen und eine andere Sicht auf sein Handeln zu bekommen.
Inzwischen ist Jürgens als Berater tätig, zuletzt beim Kaffee- und Gastro-Unternehmen Dinzler am Irschenberg. „Aber natürlich bin ich leidenschaftlicher Koch – und ich bin nach wie vor fasziniert von Innovationen. Das Kochen auf hohem Niveau weiterzuentwickeln, das ist es, was mich antreibt“, sagt er der ahgz. Er wolle nun wieder mit neuem Wissen und frischen Erkenntnissen nach vorn schauen.